11 Irrtümer zum Thema Depressionen

11 Irrtümer zum Thema Depressionen

Männergesundheit - Depressionen

1. Nur labile und empfindliche Menschen sind anfällig

Depressionen sind zu einem großen Teil die Folge der Körperreaktionen auf Stress. Stress bedeutet nicht Arbeit, sondern die Fähigkeit, mit den Dingen zurechtzukommen, die sich in unserem Leben ereignen. Es handelt sich also eher um die Überforderung unserer Fähigkeiten über einen längeren Zeitraum. Das kann mit der Arbeit zusammenhängen, mit Beziehungen, Trauerfällen oder anderen Schicksalsschlägen.

 

2. Depressionen werden immer durch Stress ausgelöst

Die Neigung zur Depression kann biologisch bedingt sein, hinzu kommen oftmals schlechte Erfahrungen vergangener Tage und Stress, der oftmals hieraus entsteht. Stress ist ein häufiger Auslöser oder aber der Verstärker der biologischen Veranlagung.

 

3. Depressiv sein bedeutet Selbstmordgefährdet

Das ist viel zu pauschal gesagt, aber depressive Menschen sehen keinen Sinn mehr in ihrem Leben, wie es jetzt ist und sehen oftmals die Situation als aussichtslos, denn ihnen fehlt die Kraft zur Veränderung. Ein angekündigter Suizid muss immer ernstgenommen werden, denn manchmal führt der Gedanke an die Ausweglosigkeit nicht mehr zu anderen Lösungsmöglichkeit, die Situation zu beenden.

Wichtig: Nicht Hilfe zu holen ist unterlassene Hilfeleistung und das Gewissen wird uns nicht mehr froh werden lassen. Wir sind nur dann gute Freunde, wenn wir sofort Polizei bzw. Rettungsdienste verständigen und nicht, wenn wir uns beschwichtigen lassen.

Übrigens: Die Behauptung, wer von Selbstmord spricht, begeht ihn nicht, ist ebenso falsch. Wir sind verpflichtet, dies ernst zu nehmen. Besonders kritisch wird es oft, wenn Menschen nach solchen Drohungen auf einmal sehr gelassen werden oder scheinen, als hätten sie ihren Weg gefunden. Es kann sein, dass dieser Weg der Suizid ist.

 

4. Depressionen sind keine Krankheit

Sich zusammenreißen und mal eben anders reagieren ist nicht möglich. Depressionen sind wirklich eine Krankheit, die man ernst nehmen muss. Das bedeutet aber nicht, dass wir Menschen mit dieser Diagnose abstempeln dürfen, denn man kann es als eine Art „Volkskrankheit“ bezeichnen, die uns alle betreffen kann. Depressive Tendenzen oder Störungen haben jedes Jahr bis zu 30% von uns.

 

5. Medikamente sind die einzige Lösung

Medikamente als einzige Lösung zu sehen, ist ebenso falsch. Gerade diese sind oftmals eine Verstärkung des Gefühls, haben eine oft beobachtete höhere Wahrscheinlichkeit des Selbstmords zur Folge und die Vielzahl möglicher Nebenwirkungen tritt oftmals mit einer höheren Treffsicherheit ein, als die gewünschte Wirkung auf Anhieb. Zudem verstärken sie das Gefühl der Hilflosigkeit. Wir schreiben eine Besserung nicht mehr uns zu, sondern den Medikamenten.

 

6. Depressionen sind immer chronisch und es gibt keine Heilung

Das ist falsch. Auch chronisch depressive Menschen können Hilfe erhalten. Schlimme bzw. depressive Gedanken haben wir alle und wir können einen besseren Umgang damit lernen. Es gibt viele Ansätze, die auch ohne Medikamente und Therapie funktionieren. Wichtig ist nicht, daran zu glauben oder eine Bestätigung vorab zu bekommen, sondern bereit zu sein, sich zu verändern und am Ball zu bleiben, auch wenn es am Anfang aussichtslos scheint. Man könnte sagen: „Auch wenn ich nicht weiß, ob es hilft, ich probiere das Gelernte einfach einmal aus und beobachte, was sich ergibt.“

 

7. Antidepressiva machen abhängig und verändern die Persönlichkeit

Das stimmt so pauschal nicht. Einige Psychopharmaka machen abhängig, zumeist nicht die Antidepressiva. Sie verändern auch nicht grundsätzlich die Persönlichkeit negativ, aber sie regulieren den Blutdruck, das Herz-Kreislauf-System und den Hormonhaushalt nach unten. Somit werden Menschen anders und ruhiger erlebt, was nicht immer positiv ist. Manche Psychopharmaka regeln einen Menschen so herunter, dass die Persönlichkeit sich wirklich verändert und das ist nicht immer positiv. Zudem kommt es vor, dass Psychopharmaka, auch Antidepressive uns seelisch abhängig werden lassen, wenn wir glauben, dass wir nur dadurch Änderung erfahren können, keinerlei zu uns passende Beratung, Therapie oder Gruppenarbeit mitmachen. So ist die einzige Veränderung durch Medikamente erlebt worden und einige Hausärzte resignieren bei der langen Wartezeit der kassenzugelassenen Psychotherapeuten und empfehlen die häufig aussichtslose Suche nach einem Therapieplatz erst gar nicht.

 

8. Frauen sind häufiger depressiv als Männer

Absolut falsch, es hält sich die Waage. Männer sind nur oftmals weniger kommunikativ und der falsche Stolz verhindert – wie bei Erektionsproblemen – die Lösungswege.

 

9. Depressionen kommen und gehen von allein

Vollkommen falsch. Je schneller ich mir Hilfe hole, nicht in sozialen Netzwerken und Online-Nachschlagewerken nur nach Symptomen und Gleichgesinnten suche, umso schneller verändert sich. Oftmals sind hilfreich – je nach persönlicher Situation – Psychologische Beratung, Therapie, Progressive Muskelentspannung, Hypnose, Meditation oder ein Mix aus mehreren Möglichkeiten.

 

10. Depressionen treten immer häufiger auf

Nein, das stimmt nicht. Die Öffentlichkeit spricht mehr über Depressionen und auch Prominente äußern sich offener, wie auch bei anderen Themen. Das kann Mut machen, aber auch erschrecken. Eine Zunahme der Depressionen ist nicht zu beobachten. Seit den 80er Jahren hat sich die Zahl der Selbstmorde beispielsweise von 18.000 auf 10.000 Fälle reduziert, wobei immer noch die Depression immer der größte Auslöser ist.

 

11. Menschen mit Depressionen müssen nur einmal richtig ausschlafen

Stimmt ebenso nicht, denn nicht das Schlafproblem ist die Ursache, sondern eher eine Folge. Schlafentzug mit Begleitung kann manchmal eine Verbesserung bringen. Auszuschlafen als Tipp, um wieder zu gesunden, ist definitiv ein falscher Ratschlag.

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